Berlin/11.12.15: Während sich deutsche Politiker darüber unterhalten, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Gesellschaft und das ‘Politikmachen’ in Deutschland hat, sind soziale Netzwerke in anderen Teilen der Welt ein Katalysator für bottom-up-Bewegungen mit dem Ziel, politischen Umbruch zu erreichen. Um die Verwendung verschiedenster Medien ging es im Workshop “Media and the Politics of Transformation in the Arab world and Asia”, organisiert von der FU Berlin. PhD Kandidaten der FU diskutierten mit renommierten Professoren internationaler Universitäten über Nutzung und Effekt verschiedenster Kommunikationsmöglichkeiten auf Gruppen wie Tunesische Frauenrechtlerinnen, Palästinische Aktivisten und die türkische Bevölkerung insgesamt.
Obwohl in Deutschland hoch gelobt und für wichtig befunden, scheint der Einfluss der sozialen Netzwerke auf Aktivisten in arabischen Ländern weniger groß als man annehmen könnte. Zwar erhalten Gruppen mehr Aufmerksamkeit durch Internetauftritte wie Blogs oder Websites, allerdings ist Aufmerksamkeit per se nicht ausreichend, um Veränderung herbeizuführen. Die Forscher fanden vielfach Klick-Aktivisten, die nur Dinge liken oder Profilbilder ändern, sich aber an Aktivitäten, die physische Aktivität erfordern, nicht beteiligen. Auch haben speziell palästinensische Aktivisten sowie Frauenrechtler das Problem, dass sie digital von einer Diaspora dominiert werden, die andere Ziele verfolgt als sie selbst. So gab und gibt es große Kontroversen über das Tragen von Kopftüchern, obwohl Aktivistinnen in den betroffenen Ländern selbst dieses Thema als unwichtig empfinden und sich auf Probleme wie Gewalt gegen Frauen konzentrieren möchten.
Trotzdem sollte man, so das Fazit, die Wichtigkeit der neuen Kommunikationsmöglichkeiten für politische Aktivisten nicht unterschätzen. Es ist wahrscheinlich, dass sich besser organisierte Strukturen herausbilden und auch der Austausch verbessert wird. Nicht nur bezogen auf politische Strukturen in Deutschland darf man also gespannt sein, wie die Technologisierung unsere Welt verändern wird.
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Berlin, 01.12.15/ Die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Norbert-Lammert-Stiftung luden am ersten Dezemberabend zu einer Diskussion über politische Kommunikation in den digitalen Medien. Ein brandaktuelles und notwendiges Diskussionsthema, wie Norbert Lammert in seiner Rede betonte. Denn die Erfindung des Internets sei zwar so bedeutend für die Kommunikation wie die Erfindung des Buchdrucks, die politische Kommunikation über die neuen Kanäle stecke jedoch immer noch in den Kinderschuhen.
In der Zukunft können soziale Medien dazu beitragen, Politik interessanter und transparenter zu gestalten, indem sie den Menschen Einblicke in die Arbeitsweise der Politiker geben und die Kommunikation zwischen Bürgern und Politikern beschleunigen. Staatssekretärin Dorothee Bär nutzt schon heute die vielfältigen Möglichkeiten und twittert über Politisches genauso wie über ihre Liebe zum FC Bayern.
Momentan sei der Einfluss der digitalen Kommunikation allerdings noch schwer zu bewerten, so unter anderem der Social Media Forscher Christoph Neuberger. Große Akteure wie die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender seien auch im Internet die Primärquelle für Informationen. Darunter würden die Vielfalt der Meinungen und die Transparenz leiden. Auch die Gesprächskultur im Netz sei ein Aspekt, mit dem wir uns zukünftig intensiv befassen werden müssen.
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Berlin/24.-25.11.2015: Die viel beschworene Digitalisierung der Gesellschaft wird zu immer größeren Stützpfeilern unserer Wirtschaft. Sie wird unser Leben dauerhaft und umfangreich verändern. Trotzdem ist die Netzpolitik immer noch ein Nischenthema und entscheidet keine Wahlkämpfe. Darüber waren sich die Referenten und Teilnehmer der zweitägigen Konferenz #Digikon15 in der Friedrich-Ebert-Stiftung einig.

Die #DigiKon15 sollte dazu beitragen, die Veränderungsprozesse durch die Digitalisierung zu verstehen, Chancen und Risiken aufzuführen und den Themenkomplex sozialdemokratisch – nach Gesichtspunkten der Teilhabe und Ungleichheit – zu analysieren. Auf der zweitägigen Konferenz traten nicht nur prominent besetzte Panels, unter anderem mit Kurt Beck, Andrea Nahles, Gerd Billen und Markus Beckedahl zusammen, sondern darüber hinaus leiteten 80 Referenten Diskussionsforen zu vielfältigen Themen. Diese reichten von Datenschutz über politische Bildung bis zu Journalismus und Social Media Campaigning.
Die meisten Teilnehmer und Referenten standen dem Thema Digitalisierung positiv gegenüber. Statt die Risiken zu thematisieren, betonten sie vor allem die vielfältigen Chancen. So erhöhe eine vernünftige digitale Infrastruktur die Wirtschafts- und Innovationskraft. Zudem werde die heutige junge Generation vornehmlich in Berufen arbeiten, die es heute noch gar nicht gebe.
Kritische Töne schlug netzpolitik.org-Chefredakteur Markus Beckedahl an: Statt den Bürgern mehr Freiheiten zu gewähren, würden Überwachungsmechanismen zunehmend gestärkt. Zudem übe sich die Politik insbesondere beim Thema Netzneutralität nicht genug in Zurückhaltung.
Fazit des Kongresses: Zwar ist schon viel geschafft, Deutschland muss sich jedoch viel intensiver mit den gesellschaftlichen Veränderungen durch die Digitalisierung beschäftigen. Nur so kann das Land seine starke Position im internationalen Wettbewerb halten.