Wir leben in einer Zeit tiefgreifender globaler Veränderungen. Alte Gewissheiten werden zunehmend auf den Kopf gestellt. Zwischenstaatliche Konflikte, einst ein Relikt der Vergangenheit, flammen in Europa, Afrika, dem Nahen Osten und Südasien wieder auf. Die Demokratie ist auf dem Rückzug, und erstmals seit zwei Jahrzehnten übertrifft die Zahl der Autokratien die der Demokratien. Die Vereinigten Staaten, vormals Hüter der Demokratie und Verfechter einer regelbasierten Weltordnung, haben den globalen Handel auf den Kopf gestellt und versuchen ihre illiberale Revolution nach Europa zu exportieren. Das einstige Friedensprojekt EU muss als Antwort auf die russische Aggression kriegsfähig werden und kann sich dabei nicht auf die Sicherheitsgarantien der USA verlassen. In Europa setzt ein Umdenken ein, die Zeichen stehen auf Aufrüstung, aber die Fortschritte sind langsam. Europa muss, wie es ein Stratege formuliert, »mit der Geschwindigkeit der Angst« an Stärke gewinnen.
Damit Europa prosperieren und ein unabhängiger Akteur in der sich abzeichnenden multipolaren Weltordnung werden kann, muss es auch in den Bereichen Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Technologie eine Führungsrolle übernehmen. All dies erfordert eine verstärkte europäische Zusammenarbeit. Die Vision einer »immer engeren Union« ist heute jedoch verblasst, während nationalistische und antieuropäische Parteien an Einfluss gewinnen und Europa von innen zu lähmen drohen. Um die Wählerschaft zu überzeugen, braucht Europa mehr als Angst. Es braucht eine positive Zukunftsvision und politische Führungskräfte, die bereit sind, mutige Entscheidungen zu treffen. Europa, es ist Time to Decide!
Format: Drei 90-minütige, jeweils von einer namhaften Persönlichkeit geleitete Podiumsdiskussionen befassen sich mit spezifischen Themen zur Zukunft Europas. An jeder Diskussion nehmen acht Expert:innen teil, die konkrete Vorschläge und Lösungen für das jeweilige Thema präsentieren. Zum Schluss der Veranstaltung kommen alle drei Diskussionsleiter:innen in einer vierten Podiumsdiskussion zusammen, um die wichtigsten Ergebnisse zu reflektieren und ihre Visionen für die Zukunft Europas auszutauschen.
Diese Veranstaltung findet auf Englisch statt.
Agenda
Ankunft
Registrierung der Teilnehmenden ab 08:30
Begrüßungsworte
Andreas Treichl, Aufsichtsratsvorsitzender, ERSTE Stiftung
Eröffnungsansprache
Beate Meinl-Reisinger, Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich
Andreas Treichl Aufsichtsratsvorsitzender, ERSTE Stiftung
Session I: Von der Ambition zur Aktion: Wie kann Europa wieder wettbewerbsfähig werden?
Schwächeres Wachstum und rückläufige Produktivität, hohe Energiekosten, demografische Herausforderungen, fragmentierte Finanzmärkte sowie zunehmender globaler Wettbewerb und Protektionismus gefährden den langfristigen wirtschaftlichen Wohlstand Europas. Gleichzeitig muss Europa enorme Summen bereitstellen, um den ökologischen und digitalen Wandel sowie den Ausbau seiner Streitkräfte voranzutreiben. Wie kann Europa seine strukturellen Schwächen abbauen und Kapital für notwendige Investitionen zur Stärkung seiner Wettbewerbs- und Verteidigungsfähigkeit mobilisieren, um eine führende Rolle bei den Technologien der Zukunft einzunehmen?
Kaffeepause
Session II: „Illiberalism, Inequality and Broternity“: Die Trump‘sche Revolution und ihre Auswirkungen auf Europa
Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird die transatlantischen Beziehungen grundlegend verändern. Die USA und Europa verfolgen nicht nur unterschiedliche Ziele – sei es in der Ukraine-Politik, in Handelsfragen, beim Klimaschutz oder bei der Regulierung von Technologie –, die Kluft zwischen ihnen geht weit darüber hinaus. Wie US-Vizepräsident J.D. Vance in seiner Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz deutlich machte, betrachtet die Trump-Regierung das liberale Europa nicht als Verbündeten, sondern als ideologischen Rivalen. Dies hat auch die Identität der politischen Parteien in Europa verändert. Ehemalige bekennende Transatlantiker wie der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz sind zu Verfechtern einer stärkeren europäischen Unabhängigkeit von den USA geworden. Umgekehrt begeistern sich rechtsextreme Parteien nun besonders für die Vereinigten Staaten und versuchen, Trumps illiberale Gegenrevolution zu kopieren. Wie soll sich Europa an diese neue Situation anpassen und die transatlantischen Beziehungen neu denken?
Mittagspause
Session III: Kleine Staaten, große Herausforderungen: Wie können kleine Länder in der neuen Weltordnung bestehen?
Die Krise des Multilateralismus und der regelbasierten Weltordnung sowie die Rückkehr der Rivalität der Großmächte stellen besonders kleine Staaten vor große Herausforderungen, da sie in viel stärkerem Maße von funktionierenden internationalen Normen und Institutionen abhängig sind. In einer Welt, in der Rechtsstaatlichkeit durch das Recht des Stärkeren ersetzt wird und Krieg wieder zur Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln wird, müssen sie um ihre Existenz fürchten. Wie können kleine Staaten in dieser unsicheren Welt bestehen und prosperieren?
Kaffeepause
Session IV: Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen
Schlussbemerkungen
Misha Glenny, Rektor, Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM)
Diese Veranstaltung findet auf Englisch statt.