Die Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa lädt Sie herzlich ein zur Podiumsdiskussion „80 Jahre nach dem Warschauer Aufstand 1944“ am 31. Oktober 2024 ab 18:00 Uhr im Veranstaltungssaal der bpb Berlin. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Up to East“, die sich mit den Hintergründen aktueller politischer, gesellschaftlicher und kultureller Entwicklungen und Ereignisse in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas auseinandersetzt.
63 Tage lang, vom 1. August bis 2. Oktober 1944, kämpften die Bewohner*innen Warschaus gegen die brutale deutsche Besatzung. Die Niederschlagung des Aufstands gehört zu den schlimmsten deutschen Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs: Binnen weniger Tage töteten die Besatzer 150.000 Zivilist*innen. Die Überlebenden wurden vertrieben, deportiert oder flohen. Warschau selbst wurde dem Erdboden gleichgemacht.
Im Jahr 2024, wenn sich der Aufstand zum 80. Mal jährt, wird seine Bedeutung in Polen und Deutschland immer noch sehr unterschiedlich wahrgenommen. Die Zerstörung der eigenen Hauptstadt und die Vernichtung ihrer Einwohner*innen spielen eine zentrale Rolle für das polnische Geschichtsbewusstsein und prägen das polnische Deutschlandbild seit dem Ende des Krieges bis heute. Demgegenüber ist der Warschauer Aufstand in der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt und wird selbst von prominenten deutschen Politikern allzu oft mit dem jüdischen Ghettoaufstand von 1943 verwechselt.
Am 31. Oktober 2024 blicken polnische und deutsche Expert*innen auf den Jahrestag zurück und diskutieren über die Bedeutung des Aufstands für den deutsch-polnischen historischen Dialog: Wie haben die beiden Nachbarländer dieses wichtigen Jahrestages gedacht? Wie lässt sich die Asymmetrie in der Erinnerung erklären? Wie hat diese Kluft in der kollektiven Wahrnehmung des Aufstandes die deutsch-polnischen Beziehungen bis heute geprägt und wie kann sie überwunden werden?
- Prof. Dr. Maren Röger, Historikerin, Direktorin des Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa, Leipzig
- Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz, Historiker, Direktor des Willy-Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien der Universität Wrocław
- Joanna Maria Stolarek, Leiterin des Warschauer Büros der Heinrich-Böll-Stiftung
- Prof. Dr. Joanna Wawrzyniak, Historikerin und Soziologin mit Schwerpunkt auf Memory Studies, Universität Warschau
Moderation:
Dr. Anna Delius, Referentin für Polen und die baltischen Staaten, Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa, Bundeszentrale für politische Bildung
Begrüßung:
Dr. Imme Scholz, Vorstand, Heinrich-Böll-Stiftung
Das Gespräch wird auf Deutsch und Polnisch mit Simultanübersetzung geführt.
Eine Ausstellung von Kurzvideos mit unterschiedlichen historischen Perspektiven auf den Aufstand und seine Folgen begleitet die Diskussion. Folgende zwei Film-Interviews (deutsch mit polnischen Untertiteln) finden Sie schon jetzt hier.
- „1939–1944: Leben im besetzten Warschau und Gründe des Aufstandes“ mit Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt
- „1944–1950er: Zerstörung und Wiederaufbau Warschaus“ mit Dr. Małgorzata Popiołek-Roßkamp
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Bundeszentrale für politische Bildung mit der Heinrich-Böll-Stiftung.