Das Schicksal der Frauen in Afghanistan ist schon immer eng mit den politischen Interessen der jeweiligen Machthaber im Land verknüpft. Sie müssen als Eigentum, Druckmittel oder Alibi herhalten, um Politik zu rechtfertigen. Afghanistanexpertin und Autorin Shikiba Babori, in Kabul geboren, zeigt, welche Rolle Frauen in der afghanischen Gesellschaft zugewiesen wird. Sie erzählt Geschichten von Frauen aus unterschiedlichen Landesteilen und gesellschaftlichen Schichten und zeichnet ein differenziertes Bild davon, was es heißt, eine Frau in Afghanistan zu sein: „Wer sich nicht an die Regeln hält, läuft schnell Gefahr, umgebracht zu werden.“
Babori reist regelmäßig nach Afghanistan, um mit Frauen zu sprechen – in Städten wie Kabul oder Masar-e-Sharif ebenso wie in ländlichen Gebieten, in denen 90 Prozent der Frauen keinen Zugang zu Bildung haben. In ihrem Buch „Die Afghaninnen – Spielball der Politik“ beschreibt sie, warum der Westen in den letzten 20 Jahren versagt hat, und richtet den Blick zurück bis zu den 1920er- Jahren. Sie hält fest, wie es um die rechtliche Situation der Frauen bestellt ist, und was es heißt, als Mädchen in Afghanistan geboren zu werden. Sie erzählt von Frauen, die unter Lebensgefahr heimlich andere Frauen unterrichten, und von anderen, die sich aus Verzweiflung das Leben nehmen.
Shikiba Babori ist überzeugt: Die Weltgemeinschaft sollte Hintergründe und Lebensrealitäten in allen Facetten kennen, bevor sie erneut der Versuchung erliegt, afghanische Frauen im Interesse der eigenen Politik zu instrumentalisieren. Baboris Buch ist ein unmissverständlicher Appell, weiter hinzuschauen und zu handeln.