
Dr. Nari Kahle
Autorin & Mobilitätsexpertin
Dr. Maike Niedbal
Staatssekretärin, Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz des Landes Berlin
Astrid Schaffert
Deutscher Caritasverband
Moderation:
Sven Egenter
Clean Energy Wire
Das derzeitige Verkehrssystem hat nicht nur ein Klima-, sondern auch ein Gerechtigkeitsproblem. Denn die Zugänge zu unterschiedlichen Mobilitätsoptionen sowie die Lasten und Opportunitäten im Verkehrssektor sind sozial wie räumlich ungleich verteilt.
Menschen mit einem höheren Einkommen legen rund doppelt so viel Personenkilometer zurück wie diejenigen in prekären Einkommenssituationen. Menschen mit niedrigem Einkommen besitzen oftmals kein Auto, wohnen aber häufiger an vielbefahrenen Straßen, müssen längere Strecken pendeln und leiden stärker unter den negativen Folgen einer hohen Verkehrsbelastung. Für Menschen mit Behinderungen und Ältere beginnt der eingeschränkte Zugang zur Mobilität oftmals schon am Ticketschalter.
Auch gibt es Unterschiede im Mobilitätsbedarf und Verkehrsverhalten zwischen den Geschlechtern: Frauen nutzen im Durchschnitt seltener das Auto und legen Wege häufiger zu Fuß und mit dem öffentlichen Verkehr zurück als Männer. Die Attraktivität, Sicherheit und Barrierefreiheit der Verkehrsinfrastruktur berücksichtigt die Bedarfe unterschiedlicher Nutzer*innengruppen allerdings nur unzureichend.
Der Anspruch einer erfolgreichen Mobilitätswende muss es daher sein, dass entsprechende Maßnahmen zum klimafreundlichen Umbau des Verkehrssektors sozial gerecht gestaltet werden und möglichst vielen Menschen eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Nur dann besteht die Chance, dass diese Transformation von einer breiten gesellschaftlichen Mehrheit mitgetragen wird.
Aber wo steht die Mobilitätswende in punkto Gerechtigkeit? Wenngleich das 9-Euro-Ticket die Fahrt mit Bus und Bahn erschwinglicher und einfacher gemacht hat, stockt der notwendige Ausbau und die Verfügbarkeit des ÖPNV vor allem in ländlichen Räumen weiterhin. Am Hochlauf der Elektromobilität partizipiert bislang nur ein kleiner Ausschnitt der Bevölkerung, mit einem überdurchschnittlichen hohen Anteil von jungen, einkommensstarken und gut ausgebildeten Männern, die v.a. in strukturstarken ländlichen Gebieten im Westen der Bundesrepublik wohnen. Und auch diejenigen, die neue, klimafreundliche Sharing-Angebote im urbanen Raum nutzen, sind überdurchschnittlich häufig junge Männer.
Im Rahmen unserer Mercator Impuls-Veranstaltung möchten wir daher mit herausragenden Mobilitätsexpert*innen diskutieren, was eigentlich Gerechtigkeit im Kontext der Mobilitätswende-Debatte bedeutet, welche Gerechtigkeitsdimensionen von Politik und Gesellschaft noch zu wenig gesehen und adressiert werden – und was man eigentlich tun kann, damit man möglichst vielen Menschen die Teilhabe an einer gerechten und klimafreundlichen Mobilität ermöglicht.
Informationen zur Anmeldung folgen zeitnah.