Interview mit Jadiyetu Mohamud

In der Politik gibt es zahlreiche Themen, die oft ignoriert werden und dennoch dringend Aufmerksamkeit benötigen – eines dieser Themen ist sexuelle Gewalt. Unser Event der Woche adressiert am 16.03.2023 dieses Thema in Form eines Panels mit Jadiyetu Mohamud, einer staatenlosen Frauenrechtsaktivistin, Sarah Beckhoff, Mitglied des Bundesvorstands der Jungen Union, Nina Gaedike, Vorsitzende der NRW Jusos, und Nicola Dichant, Vorsitzende der Grünen Jugend NRW. Von Tessniem Kadiri moderiert, schafft das Event Raum für ein Gespräch über traumatisierte Erfahrungen und Widerstand gegen sexuelle Gewalt.

Wir haben ein Interview mit Jadiyetu Mohamud geführt, in dem sie uns Einblicke in ihre Geschichte im Kampf gegen sexuelle Gewalt gibt.

Q: Frau Jadiyetu Mohamud, Sie kommen extra aus Spanien, um Ihre Geschichte zu erzählen. Was ist Ihre Geschichte?
A: Ich bin in den Camps Tindoufs in der Wüste Algeriens aufgewachsen. Ohne fließendes Wasser, wohnten wir in spartanischen Baracken in einer Umgebung, die im Sommer über 50°C heiß sein konnten. Aber schlimmer als der Ort war das ideologische Gefängnis in dem wir lebten. Wir durften keine kritischen Gedanken äußern. Uns Frauen wurde vorgeschrieben, wen wir heiraten sollten – es war ein Leben ohne Rechte und Freiheiten. Mit 18 Jahren – ich war noch Jungfrau – wurde ich brutal vergewaltigt. Mein damaliger Peiniger ist der jetzige politischer Anführer der POLISARIO Brahim Ghalli.

Q: Nach ihrer Flucht verschrieben Sie sich dem Kampf gegen sexuelle Gewalt. Finden Sie, dass dem Thema im internationalen Kontext genug Beachtung geschenkt wird?
A: Ich bin froh, dass regelmäßig über das Thema gesprochen wird – sei es am Weltfrauentag, in Veranstaltungen wie diesem, in Brüssel oder wie vergangene Woche im UN Menschenrechtsrat in Genf, wo ich selbst vor Ort auf die Situation der saharaouischen Frauen in Tindouf aufmerksam gemacht habe. Jedoch gibt es zu selten juristische Konsequenzen!

Q: Sie werden 3 Tage in Nordrhein-Westfalen verbringen. Sie werden im Landtag sein, Politiker treffen, mit dem Künstler Bernd Schwarzer über Menschenrechte diskutieren und auch eine Schule besuchen. Was erwarten Sie vom Aufenthalt in Deutschland und von der Veranstaltung „Sexuelle Gewalt in der Politik“?

A: Es gibt kaum ein Land, in dem die Frauenrechte so geachtet und verteidigt werden, wie in Deutschland. Wie viele wünsche ich mir, dass Deutschland mehr Verantwortung in der Welt übernimmt. Ich finde den Ansatz der feministischen Außenpolitik sehr interessant – ich bin neugierig herauszufinden, was dieser Leitfaden beispielsweise für die systematische Entrechtung von Frauen in Tindouf bedeutet? Das werden wir sicherlich in der Runde diskutieren.

Q: Sie teilen sich das Panel mit den Nachwuchshoffnungen der Parteien Sarah Beckhoff, Nina Gaedike und Nicola Dichant. Freuen Sie sich schon?
A: Vergessen Sie die Moderatorin Tessniem Kadiri nicht! Ich bin beeindruckt auf einem all-female Podium mit selbstbewussten und talentierten Frauen über die nationale und internationale Dimension von sexueller Gewalt in der Politik zu sprechen. Eins freut mich jetzt schon – ob politisch rechts oder links – bei Gewalt gegen Frauen stehen wir alle zusammen!

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