Bei der Bundestagswahl 2017 wurde erstmals eine rechtspopulistische Partei drittstärkste Kraft im Bundestag. Wie keine andere Partei, konnte sie in den letzten Jahren politisches Kapitel aus den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen schlagen. Wichtigstes Mittel zum Erfolg: ihre Kommunikationsstrategie. Schon lange bevor die Partei in den Bundestag einzog, dominierte sie öffentliche Debatten und prägte die Themenagenda mit.
Klar ist auch: Rechtspopulisten mäßigen sich nicht im Parlament, sie instrumentalisieren traditionelle und digitale Öffentlichkeitsstrukturen für ihre Zwecke und machen ihre Propaganda mit den Ressourcen des Parlaments so noch effektiver. Ihre Propaganda zielt einerseits darauf ab, das Sag- und Machbare in der Mehrheitsgesellschaft zu verändern, und andererseits darauf, eine radikal rechte „Desinformationsgesellschaft“ in der eigenen Echokammer zu schaffen. Das Parlament wird zur Bühne für Inszenierungen und Diskriminierungen, die Gesellschaft wird polarisiert und die Debatte in den sozialen Medien manipuliert – mit schwerwiegenden Folgen für die Demokratie.
Die Partei bestimmt nicht nur, welche Themen diskutiert werden, sondern auch wie diese Themen von Medien und anderen Parteien besprochen werden. So ist sie Spitzenverdiener der Aufmerksamkeitsökonomie. Selbst maßlos anmutende Äußerungen entpuppen sich als durch und durch strategisch – etwa die Aufnahme von Flüchtlingen als »Völkermord« an den »Biodeutschen« oder »Pressefreiheit andersherum« für die Aussperrung von Journalisten.
Von Framing über Fake News bis hin zu inszenierten Skandalen entlarvt der Kommunikationsexperte Johannes Hillje die Instrumente und Strategien der Rechtspopulisten in Deutschland und Europa, bilanziert ihr Vorgehen in den Herzkammern der Demokratien, und er skizziert Gegenstrategien, um die Abwehrkräfte der offenen Gesellschaft zu stärken.
„Rechtspopulismus, Linkspopulismus, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, das sind alles Themen, die in diesem Buch thematisiert werden. Es ist aktuell und inspirierend, wie man aggressiven Populisten begegnen kann. Das Buch belegt auch, wie der digitale Algorithmus die Menschen in ihrem Weltbild bestätigt und wie wichtig es ist, neben den digitalen Medien auch die etablierten Printmedien zu konsumieren, um sich eine ausgewogene Meinung zu bilden und zu bewahren.“
Dr. Johannes Hillje, geb. 1985, ist selbstständiger Politik- sowie Medien- und Kommunikationsberater in Berlin und Brüssel, wo er zivilgesellschaftliche Organisationen, Institutionen, Politiker und Unternehmen berät. Als gefragter Experte tritt er regelmäßig in den Medien auf (u. a. Tagesthemen, Deutschlandfunk) und publiziert in Spiegel, Süddeutscher Zeitung und FAZ.
Zuvor arbeitete er im Kommunikationsbereich der Vereinten Nationen in New York, sammelte 5 Jahre lang journalistische Erfahrung bei verschiedenen Tageszeitungen sowie in der „heute“-Redaktion des ZDF und arbeitete als Wahlkampfmanager. Hillje studierte Politische Kommunikation an der London School of Economics und Politikwissenschaft und Publizistik an der Universität Mainz. Seine Promotion über die AfD und ihre Strategien in der Massenkommunikation wurde 2022 mit dem „Kasseler Demokratie-Impuls“ ausgezeichnet.