Systemischer Umgang mit Desinformation zum Thema Soziale Gerechtigkeit

Diese Veranstaltung liegt in der Vergangenheit.

Desinformation ist in aller Munde. Zwar handelt es sich dabei nicht um ein neues Phänomen. Allerdings verstärken neue Technologien seine Wirkung immens. Im Zuge der Aufmerksamkeitsökonomie und durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz wird uns Desinformation auch künftig stark beschäftigen. Wird aus dem Informationszeitalter also das Desinformationszeitalter?

Wir glauben, dass es für die Beschäftigung mit Desinformation einen umfassenden Ansatz braucht, der eine systemische Einbettung des Phänomens vornimmt. Einerseits gelingt dies durch die Betrachtung von Desinformation anhand einer Wertschöpfungskette, die die Entstehungs- und Verbreitungsweise von Desinformation analysiert. Eine solche Betrachtung zeigt auf, dass die Ansätze “gegen” Desinformation – oftmals aus der Zivilgesellschaft kommend – in der Regel nur auf einzelne Bereiche der Wertschöpfungskette abzielen. Wie aber schaffen wir es, der Komplexität des Phänomens gerecht zu werden und diese durch mehr Kollaboration zu beantworten?

Andererseits wollen wir auf Dynamiken um Desinformation herum blicken. Wie etwa verhalte ich mich als zivilgesellschaftliche Akteur*in in einer gesellschaftlich aufgeheizten Debatte? Versuche ich Emotionen mit Fakten zu beantworten, oder kann ich einen Raum aufmachen, der eine echte Begegnung zulässt?

Der Workshop “Systemischer Umgang mit Desinformation” bietet zivilgesellschaftlichen Akteur*innen einen Raum an, in dem wir Fachkompetenzen vermitteln und zugleich explorieren, wie wir selbst in Desinformations-Dynamiken verstrickt sind – und wie wir mit diesen Verstrickungen produktiv umgehen können.

In zwei aufeinanderfolgenden Tagen behandeln wir folgende Inhalte:

  • Strategien von Desinformations-Akteur*innen
  • Desinformation als Wertschöpfungskette sowie Ansätze, die gegen Desinformation vorgehen
  • Desinformation als Symptom und tieferliegende Ursachen und entsprechende Ansätze
  • Herausforderungen aktivistischer/zivilgesellschaftlicher Ansätze
  • Systemischer Wandel als ganzheitlichen Prozess, der vor allem in uns beginnt
  • Innere Kompetenzen sowie Kollaborations-Kompetenzen
  • gemeinsame Lösungsstrategien, um ganzheitlich und wirkungsvoll gegen Desinformation vorzugehen

Desinformation & Soziale Gerechtigkeit

Desinformation erschwert die Arbeit derer, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Wer kennt sie nicht, die Mär von der Leistungsgesellschaft, in der jede*r durch harte Arbeit alles erreichen kann? Oder die Geschichte, Obdachlosigkeit sei in einem reichen Land wie Deutschland selbstgewählt. Ganz zu schweigen von der Vermutung, arbeitslose Menschen ruhten sich auf dem Sozialstaat aus. Die Darstellung von ökonomisch schwächer gestellten Menschen wird in sogenannten “Trash TV”-Formaten massentauglich. Anstatt Vorurteile abzubauen und für mehr soziale Gerechtigkeit einzutreten, betreiben Desinformations-Akteur*innen bewusst Armen-Bashing und knüpfen an Muster an, die in der heutigen Gesellschaft keineswegs aufgelöst sind. Häufig kommen dabei rassistische und klassistische Narrative zusammen (wie zum Beispiel der abscheuliche Begriff des “Sozialtourismus”).

Wie also können wir mit Narrativen umgehen, die darauf angelegt sind, Falschinformationen in der Gesellschaft zu verankern? Im Workshop bringen wir Akteur*innen aus dem Themenfeld soziale Gerechtigkeit zusammen, vermitteln Wissen und loten gemeinsam Lösungsstrategien aus.

v Anders als Kommunikationsworkshops, in denen es darum geht, auf falsche Aussagen zu reagieren, bieten wir einen Erfahrungsraum an. Wir hinterfragen die eigene Einbettung ins System Desinformation und loten im gemeinsamen Tun neue Wege aus, die wirksamer sein sollen, als ein Kampf gegen Windmühlen.

Teilnehmen können sowohl Menschen aus zivilgesellschaftlichen Organisationen als auch Personen, die sich in einer aktivistischen Form oder in einem losen Verbund mit Desinformation bzw. dem Thema soziale Gerechtigkeit auseinandersetzen. Tiefergehendes Vorwissen zu Desinformation ist keine Voraussetzung für die Teilnahme. Gerne können auch mehrere Menschen aus einem Team bzw. einer Gruppe an dem Workshop teilnehmen. Wichtiger ist, dass ihr…

  • …mehr über Desinformation lernen wollt. Desinformation ist ein kompliziertes Phänomen, welches wir anhand einer Wertschöpfungskette betrachten werden. Und es ist darüber hinaus komplex, weshalb wir uns den größeren Kontext gesellschaftlicher Entwicklungslinien vergegenwärtigen wollen. Durch dieses Zooming-In und Zooming-Out lernt ihr, aus unterschiedlichen Perspektiven auf Desinformation zu schauen. Wir wollen eure Multiperspektivität stärken!
  • … Lust habt, den eigenen Platz im “System Desinformation” zu reflektieren. Ob ihr in eurer Arbeit bereits explizit gegen Desinformation vorgeht, oder (in-)direkt davon betroffen seid: Die Auseinandersetzung damit, wo im System eure Arbeit andockt und wo ihr unweigerlich mit dem System verstrickt seid, welches ihr zu verändern versucht, ist eine gewinnbringende Übung. Dabei schauen wir uns auch an, welche Muster unser eigenes Denken prägen. Wir wollen mit euch entdecken, wo wir selbst Teil des Problems sind, um dann besser Teil der Lösung zu werden. Wir wollen kritische Selbstreflexion stärken!
  • …euren Spielraum erkennen und achtsam(er) damit umgehen wollt. Die Arbeit gegen Desinformation bzw. im Themenfeld kostet Energie. Wir wollen gemeinsam kritisch betrachten, inwieweit diese Energie wirksam eingesetzt ist und auch, wie ihr bei eurer Arbeit (besser) auf euer Wohlbefinden achten könnt. Und auch hier schauen wir, wie wir ungesunde gesellschaftliche Muster unbewusst übernommen haben, mit denen wir unser Wohlbefinden individuell wie kollektiv untergraben. Wir wollen euer Wohlbefinden stärken!
  • …ihr Zeit und Commitment für den Workshop mitbringt. Jeder Workshop benötigt den Einsatz von 12 Zeitstunden (inkl. Pausen, exkl. Anfahrt). Wenn ihr euch für einen Termin anmeldet, wünschen wir uns, dass ihr beide aufeinanderfolgenden Termine wahrnehmt.

Die Workshops werden durch eine Förderung durch das Programm “Demokratie leben!” ermöglicht und sind für die Teilnehmenden kostenlos (etwaig anfallende Reisekosten können leider nicht erstattet werden). Sollte dieser Termin nicht für dich passen, schau gerne hier nach einem anderen Termin – wir werden im Laufe des Jahres noch weitere Workshop-Termine anbieten.

Wenn du Fragen hast, kannst du dich an Katja wenden: katja.jaeger@betterplace-lab.org

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Event-Infos

22. April 2024 12:00
23. April 2024 16:00
Schlesische Straße 26, 10997 Berlin

Veranstalter

betterplace lab
lab@betterplace-lab.org
Das betterplace lab ist ein digital-sozialer Think-und-Do-Tank. Wir sind die Schwester von betterplace.org, Deutschlands größter Online-Spendenplattform.