Sozialisten gegen Antisemitismus: Zur Judenfeindschaft und ihrer Bekämpfung (1844-1939)

Diese Veranstaltung liegt in der Vergangenheit.

Zur Befreiung der Menschen von Unterdrückung, Ausbeutung und Völkerhass hatte sich die sozialistische Bewegung im 19. Jahrhundert gebildet. Dennoch war das Verhältnis sozialistischer Persönlichkeiten und Bewegungen zum Antisemitismus niemals einfach, judenfeindliche Vorurteile gab und gibt es auch in der Linken.

Auf diese Widersprüche Bezug nehmend rückten in den letzten Jahrzehnten Forschung und Öffentlichkeit von der Ansicht ab, Sozialismus und Antisemitismus seien gegensätzlicher Natur. Teilweise wurde der politischen Linken nunmehr eine allgemeine Judenfeindschaft unterstellt. Ohne die problematischen Aspekte dieser Beziehung, angefangen von Karl Marx’ umstrittener Schrift von 1844, zu leugnen, sucht Mario Keßler die historischen Verhältnisse wieder herzustellen. Er behandelt Positionen der europäischen Arbeiterbewegung zum Antisemitismus. Jüdinnen und Juden erfuhren Vorurteile in den Reihen der Linken, doch bekämpften sie den Antisemitismus auch aktiv gemeinsam mit ihren nichtjüdischen Genossinnen und Genossen. Überproportional viele Jüdinnen und Juden haben sich in Europa und Nordamerika, aber auch in Nordafrika und Südafrika, den Organisationen der Arbeiter:innenbewegung angeschlossen.

Keßler untersucht in seiner jüngsten Studie den Zeitabschnitt vom deutschen Vormärz bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Die wechselvolle Haltung der Arbeiterbewegung zum Zionismus und zu Palästina findet bei ihm gleichfalls Beachtung. Dargestellt werden Etappen der Arbeiter:innenbewegung in Russland bzw. der Sowjetunion, Deutschland, Österreich-Ungarn, Großbritannien sowie den internationalen sozialistischen und kommunistischen Zusammenschlüssen.  Keßler schält aus der mit Emotionen überladenen Thematik differenzierte historische Erkenntnisse heraus. Auch wenn die Analysen vor dem nazideutschen Vernichtungs-Antisemitismus enden, werden Ursprung und Hintergründe von Denkfiguren angesprochen, die leider auch heute noch lebendig sind.

  • Mario Keßler, Prof. Dr., Jg. 1955, ist seit seinem Eintritt in den (Un-)Ruhestand Senior Fellow am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam, an dem er von 1996 bis 2021 arbeitete. Er war außerplanmäßiger Professor an der Universität Potsdam, Gastprofessor an der Yeshiva University in New York und unterrichtete an weiteren Universitäten in der DDR, der Bundesrepublik, den USA und Israel. Längere Forschungsaufenthalte führten ihn zudem in die Sowjetunion, nach Polen, Israel und Frankreich.
  • Moderation: Dr. Florian Weis, Rosa-Luxemburg-Stiftung.

 

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Gesprächskreis „Antisemitismus/ jüdisch-linke Geschichte und Gegenwart“) mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg, dem VSA-Verlag sowie dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden.

Die Zugangsdaten zur Online-Veranstaltung werden nach erfolgter Anmeldung verschickt.

Event-Infos

14. Juni 2023 18:00
14. Juni 2023 19:30
Online

Veranstalter

Rosa-Luxemburg-Stiftung
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung gehört zu den großen Trägern politischer Bildungsarbeit in der Bundesrepublik Deutschland. Sie versteht sich als ein Teil der geistigen Grundströmung des demokratischen Sozialismus.